Dynafit Run3

(K)ein Laufjahr 

die Coronapandemie hat das Laufjahr leider so gut wie komplett ausfallen lassen. Nach meiner eigenen Transalpine-Tour mit Lisa und der Geburt unseres Sohnes hatte ich mich eigentlich schon damit abgefunden dieses Jahr keinen Lauf mehr zu absolvieren.
Auch als die ersten Veranstaltungen wieder unter verschärften Hygienemaßnahmen stattfanden, beschäftigte ich mich nicht weiter damit.
Ohne „richtiges“ zusammen sein, mit Abstand…. Nein, das ist nicht wirklich das TrailRunning, das ich liebe!


Aber als immer mehr berichteten, dass es zwar nicht das selbe sei, jedoch trotzdem schön, war die Lust, wieder einen Teil der TrailRunning-Familie zu treffen, zu groß. Als dann auch noch klar war, dass der Run3 in Imst stattfinden sollte, gab es für diesen Lauf kein Entkommen. 
Kurz mit meiner eigentlichen TAR-Partnerin für dieses Jahr gequatscht und schon waren wir angemeldet. Wenn schon keine 8 Tage, dann doch wenigstens 3 Tage.

Ab nach Imst 

Endlich war es soweit: Der Run3 stand an. Da wir in der Zwischenzeit zu 3 waren (nicht nur mit meiner Frau, sondern auch mit Sohn), ging es noch Donnerstagabend nach Imst, um am Freitag nicht all zu viel Stress vor dem Lauf zu haben. Die Abholung der Startunterlagen war leider nicht so herzlich mit all den Umarmungen wie sonst, doch die freudigen Gesichter unter der Maske zeigten, es war die richtige Entscheidung, dieses Abenteuer zu starten.

Bergsprint

Tag 1 sollte gleich mit dem Bergsprint auf den Sechszeiger von Jerzens aus starten. 
Knappe 7 km und gute 900 HM auf den Berg vor Reinhard Wohlfarters Haustüre. Eigentlich ein guter Start für uns. Lisa ist sowieso bärenstark, hatte sie letzte Woche erst den Mayrhofen Ultraks gewonnen und auch mir liegt der Bergsprint eigentlich. Leider sollte es aber heute nicht ganz so gut laufen, hatte ich mir letzte Woche erst die Schulter ausgekugelt und konnte nicht so viel mit den Stöcken arbeiten wie gewohnt. 


Aufgrund der verschärften Coronaregelungen, die Montag vor dem Event Gültigkeit fanden, musste der Start in 2 Gruppen aufgeteilt werden. Dank unserer späten Anmeldung und somit hoher Startnummer durften wir erst um 15 Uhr starten. Somit blieb davor noch etwas Zeit, um mich bei der Crew von OutdoorPhysio kurz an der Schulter tapen zu lassen.

 Nach gut 500 Hm kam, zum Glück für die Waden, ein kleines welliges Stückchen. Aber an Erholung war nicht zu Denken, denn neben der Zeit saß mir auch noch Lisa im Nacken 😛 Dabei hoffte ich wenigstens heute beim Bergsprint vor ihr zu sein. Aber daraus wurde nichts. Ein paar Sekunden nach ihr und mit gut einer Stunde erreichten wir den Gipfel auf Platz 6 der Mixedwertung.  Eigentlich hatte ich gerade heute etwas mehr von mir selbst erhofft, aber egal, schließlich wollten wir hauptsächlich nur ein tolles Wochenende haben und mit dem Rest des Teams und der anderen Teilnehmer Spaß haben 🙂

Starkenberger Homerun

Am 2. Tag war leider nichts mit zusammen laufen. Es musste die Long-Variante des neuen Starkenberger Homeruns (der eigentlich Lauf des Wochenendes rund um das Team von TrailMotion Tirol) bewältigt werden. Schnell war klar: Lisa läuft die längere Strecke mit knapp 30 Km und gut 1.700 HM und ich die etwas kürzer 25 Km Strecke mit 1.000 HM. Auf die Strecke am Fernsteinsee wurden wir ab 9 Uhr mit ein paar Sekunden Abstand zum Vorläufer geschickt. Die ersten gut 6 Km sollten auch im wahrsten Sinne des Wortes zum Warmlaufen sein, hauptsächlich bergab ließ den Kilometerschnitt von Anfang an auf eine 4 einpendeln, um an den vorderen Läufern auch nur halbwegs dran zu bleiben. Das frische Wetter am Morgen war somit sogar echt angenehm 🙂


Der einzige Aufstieg an diesem Tag, hoch zum Sinneswald, war bis auf die ersten steilen Meter recht gut zu laufen und den TAR und 4 Trails Teilnehmern noch recht bekannt 🙂
Bergab nach Obtarrenz führte uns der Weg durch schöne Lerchenwälder, welcher nur kurz die Forststraße kreuzte.
Durch die Salvesenklamm ging es weiter zu V2. Langsam wurde es warm und ich sehnte mich nach der Kühle aus dem Morgen zurück…


Aber wir hatten „nur“ ein paar Minuten Rückstand auf die Teams vor uns und ein bisschen war der Traum vom Treppchen noch da. Somit nur kurz an der VP versorgen (immer schön mit Maske 😉 ) und weiter nach Imst. Das Highlight der Strecke schlechthin war der finale Abstieg durch die Rosengartenschlucht, ein richtiger Touristenhotspot und auch traumhaft schön. Durch und am Fels entlang schlängelte sich der schmale Weg ins Tal. Zwar besuchten auch massig Touristen diesen Teil, jedoch machten sie alle wunderbar Platz. Sowas hatte ich bisher noch nicht wirklich erlebt und freute mich sehr. Anstatt sich gegenseitig zu behindern bzw. eng an den anderen vorbei springen zu müssen, machten sie den Läufer/innen toll Platz 🙂


Mit meinen 2h35min war ich voll und ganz zufrieden. Jetzt hieß es auf Lisa warten, die eine Stunde später gestartet war, damit der Andrang im Ziel nicht zu groß war, und hoffen dass sie Zeit auf die Teams vor uns gut machen konnte.
Nach wahnsinnig starken 2h53min kam sie als viertschnellste Frau in Imst an, was uns, vorerst, Platz 4 in der Tages- sowie Gesamtwertung bescherte.

Vorerst? Ja, denn aufgrund ein paar Läufer/innen, die sich verlaufen hatten und somit die Zeitmatte an VP 1 nicht überquerten, gab es 30 Minuten Zeitstrafen und wir rückten auf Platz 3 vor. Leider merkten wir es zu spät, um noch rechtzeitig zu der Siegerehrung zu kommen…

Finale von Imst nach Imst 

Endlich durften wir zusammen laufen! Am letzten Tag musste im TAR-Modus (max. 200 Meter/2 min Abstand) gelaufen werden. Zwar waren wir aktuell auf Platz 3 gesamt, jedoch war das Team um Martin Kaschmann und Stephanie Kröll (MOUNTAINSHOP HÖRHAGER) „nur“ 4 Minuten hinter uns. 
Hierbei hatte ich innerlich schon etwas den dritten Platz abgegeben, denn gegen die TAR-Gewinner vom letzten Jahr war dies eine Mammutaufgabe.

Und so sollte es auch gleich nach ein paar Meter so sein, dass die beiden an uns regelrecht vorbeiflogen. Ich war schon fast drauf und dran zu versuchen, an den beiden dran zu bleiben, träumte ich doch noch irgendwie endlich mal auf dem Podium einer großen Veranstaltung, bei PlanB zu stehen.
Aber Lisa merkte dies und bremste mich etwas ein „Wir laufen unser Rennen“ war ihre Ansage und diese war komplett richtig! Zwar schielten wir vorab beide auf das Podium, aber wollten wir auch Spaß haben. Also ging es durch die Rosengartenschlucht ab nach Hochimst. Zu diesem Zeitpunkt liefen wir zusammen mit TeamG (Sylvie Geißler – Marcel Geißler) welche „nur“ 4,5 Minuten Rückstand auf uns hatten. An VP1 angekommen liefen die 2 ohne Pause weiter. Mit Blick auf die 1.050 Höhenmeter auf den nächsten nur DREI Kilometern füllte ich nochmals mein Trinken auf, bevor es in den Aufstieg ging. Im Schnitt über 30% galt es nun zu bezwingen und nicht nur die Beine merken das, auch wurde es langsam wärmer und der Schatten spendende Wald war auch schon hinter uns. Umso glücklicher war ich um das Trinken, welches wir noch aufgefüllt hatten.


Nach dem Mörderanstieg ging es zum Beine lockern glücklicherweise etwas bergab. Aber nichts mit Erholung! Berggams Lisa lief den Downhill los, als wäre sie gerade erst gestartet, also dranbleiben und Platz 4 verteidigen dachte ich mir. 
Der finale Anstieg zum Gipfel des Laggers hatte es auch nochmals ins sich. Hochalpine Passagen, schmale Wege und teilweiße Kletterpassagen galt es zu überwinden. Immer wieder sah ich vor mir das Team vom MOUNTAINSHOP HÖRHAGER, klappt es doch noch mit Platz 3??
Aber meine Beine waren zu dem Zeitpunkt schon gut strapaziert, also schob ich den Gedanken beiseite und wollte die restliche Zeit mit Lisa noch genießen und dabei so schnell als möglich in Ziel.

Peak geschafft

endlich war der highest Point of the Race erreicht und es ging bergab. Eigentlich unsere Paradedisziplin (wenn man frische Beine hat 😛 )
aber der erste Abschnitt des Downhills hatte es echt ins sich! Steil, lockerer Stein und nicht gerade einfach ging es runter ins Tal. Als wird dann aber das aktuell 3. Team im Mixed (Tageswertung) DYNAFIT TEAM POLAND um Slawek Gawlik – Edyta Lewandowska überholten, setzte es nochmals Energie frei, Edyta hatte etwas Probleme mit dem steilen Downhill.
Wow, wir sind aktuell auf einem Tagespodest dachte ich mir und Downhill können wir ja 🙂 Auch wenn die Beine etwas schwer sind, aber irgendwie geht es schon bergab.


Also weiter in Richtung VP2 an der Muttekopfhütte, dort wurden wir schon jubelnd von den Wanderern, dem Hüttenbesitzer und der PlanB Crew empfangen. Raus aus der VP ging es über tolle Trails in Richtung Platteinwiesenzur VP3. Die Sonne brannte in der Zwischenzeit immer mehr. Die armen, die erst eine Stunde später starteten und noch später da durch mussten, dachte ich mir. Es ging einfach kein Wind, nichts…
Auf einem kleinen Zwischenanstieg gab es kurze Motivation von Lars, der morgens angereist war, um auf die Strecke zu kommen sowie von Denis, welcher schon das ganze Wochenende Bilder machte (Danke für die Bilder)


Leider war der weitere Abstieg zur letzten Versorgung nicht mehr ganz so toll.
Forstweg, eine einfache Waldautobahn schlängelte sich den Berg entlang ins Tal…. Es gibt schönere Wege dachte ich mir, die Beine waren in der Zwischenzeit schon richtig geschafft. Nicht so Lisas Beine! sie tänzelte weiter den Weg in Richtung Tal, als sei sie noch nichts gelaufen. Einfach beeindruckend!
Der Gedanke, aktuell noch auf Platz 3 zu sein, war zu diesem Zeitpunkt die einzige Motivation, noch weiter ein einigermaßen schnelles Tempo zu laufen.


Ein paar Augenblicke später kam die nächste Motivationsspritze! Lisa meinte: „Schau mal da vorne sind Martin und Stephanie!“ Und tatsächlich waren die beide nur ein paar Meter vor uns. Kurz waren die schwere Beine vergessen und die Gedanken wieder bei der Verteidigung von Platz drei. 

An V3 ging es, dank Lisa, die meine Flasks auffüllte, direkt vorbei ohne etwas Zeit zu verlieren. Beneidenswert wie leichtfüßig sie immer noch unterwegs war, ich hingegen schon fast auf Sparflamme lief, aber das sollte jetzt nicht interessieren.
Die 4 Minuten Vorsprung mussten ins Ziel gerettet werden. 

Geschafft! Platz 3 gerettet 

Noch 5 Kilometer, noch 4 Kilometer, sprich 1 Minute pro Km dürften wir verlieren, so rechnete ich mir jeden Kilometer runter und wir kamen dem Ziel immer näher. 
Schaffen wir sogar Platz 2 in der Tageswertung? Wie weit ist das Polnische Team hinter uns? All die Gedanken ließen die schwere Beine und die immer weiter zur Neige gehenden Reserven fast schon vergessen .
Bis zu dem Zeitpunkt, als uns kurz vor Schluss noch Edith Zell & Stefan Zell überholten. Lisa wäre gerne, sie hätte es auch locker geschafft, dran geblieben, ich schaffte es leider nicht mehr und so mussten wir sie auf dem letzten Kilometer ziehen lassen.



So erreichten wir aber völlig erschöpft (ich) und scheinbar völlig unangestrengt (Lisa) das Ziel in Imst auf den 3 Tages- und somit auch auf den 3. Gesamtplatz. Für mich erfüllte ich somit ein kleiner Traum, endlich auf das Podest zu kommen. 



Leider durften zur Siegerehrung keine Zuschauer, sodass meine Frau, die  mit unserem Sohn das ganze Wochenende um unsere Unterkunft herum unterwegs war, nicht zuschauen konnten. Der Livestream von Denis (TrailMagazin) und Sven ließ sie aber doch wenigstens ein wenig am Event teilhaben 🙂

Bilder: Binaca Bohn, Sten Hickmann, Dennis Pemsel
Ergebnisse: Ergebnisse Run3

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