Hochkönigmann 2018

02.06.2018, Raceday am steinernen Meer.

Der Hochkönigman ruft und WeRun4Fun antwortet.

Unten aufgeführt, für die faulen Leser, die knackigen Pro und Contras zum Event. 😉

 

88km mit etwas mehr als 5.200 Höhenmeter stehen auf dem Programm. Ein echter Hammer für mich und meinen verschlafenen Saisonstart. Das letzte Jahr war es mau mit dem Training, berufliche und private Ziele hatten höhere Priorität – 2018 aber, da will ich angreifen. Warum also nicht gleich beim Hochkönigman beginnen?!

Maria Alm ist ein kleines, nettes Dorf umringt von grünen Hügeln und weiter entfernten gräulich weissen Riesen. Zwei Stunden vor Rennbeginn öffnet der Himmel seine Schleusen und es kommt runter was nur geht. Herrlich. Je widriger die Bedingung, umso größer die Herausforderung. 23.30 stehen Carsten, Mona, Matze und ich beim Briefing.

alle 4 noch guter Dinge 🙂

Wie bei allen Veranstaltungen üblich wird auf mögliche Änderungen verwiesen, die zu tragende Ausrüstung und viele mehr. Das Spiel kennen wir, ist nicht unser erstes mal. Ein großes Manko offenbart sich dann allerdings bei der Kontrolle der Pflichtausrüstung. So gut wie niemand wird wirklich überprüft. Wie immer können die Veranstalter die Läufer nicht rechtzeitig in die Box bekommen und so werden die wenigen Volunteers kurz vor Start unter einer Flut aus Läufern regelrecht begraben da diese in den Startbereich strömen. Das kann man besser machen, aber damit kämpfen alle Veranstalter.

Unser Tipp, viele Stunden vorher bereits die Pflichtausrüstung abprüfen und an unterschiedlichsten Verpflegungsstellen kurz abfragen. Kleiner, farbiger Kabelbinder an den Rucksack für „geprüft“ und weiter geht’s für den Läufer. Hat jemand an V1-V8 etwas nicht dabei – raus mit ihm/ihr. Das ärgert betroffene Läufer sicher so sehr, die laufen nie wieder ohne vollständige Pflichtausrüstung 😉

0:00 Uhr fällt der Startschuss und die 200 Läufer setzen sich in Bewegung. Wer hätte gedacht das es rund 50% der Läufer aus dem Rennen kegeln würde?! Aber dazu später mehr.

Feiner Regen und kühler Wind empfangen uns auf dem ersten Aufstieg, die Stirnlampen fangen die Regentropfen ein wie kleine Diamanten. Die Stimmung ist gut, es wird gelacht, die Beine sind locker. Einen ersten Hügel geht es hinauf und über einen schönen, fluffigen Trail laufen wir der 10km entfernten V1 entgegen. Carsten voran mit Wahnsinnstempo, ich hinterher. Matze in unserem Dunstkreis und Mona direkt an meinen Fersen. Wir fliegen durch die erste Verpflegung hindurch und direkt in den zweiten Anstieg der noch jungen Nacht. Wieder beginnt es zu regnen und dieses mal so richtig! Aus dem steilen Grashügel wird ein ätzendes Hindernis das sich weder Bergauf noch Bergab gut bewältigen lässt. Wir sinken teils bis zum Knöchel im Matsch ein und mit dem Regen kommt kurz darauf die Kälte. Bei KM 17 wäre ich bereit gewesen das Handtuch zu werfen. Nass, bibbernd und mit einer teuflischen Laune erreiche ich mit den anderen letztendlich die zweite Verpflegung. Schlotternd schlüpfe ich in alles was mein Rucksack her gibt und verfluche die spärlichen Markierungsversuche des Veranstalters. Sämtliche Kreidezeichen sind hinfort gewaschen, die Strecke nur noch durch weit voneinander entfernte Plastikbänder und Schilder gekennzeichnet. Aus den 85km sollten weit mehr als 90km werden, doch zu diesem Zeitpunkt wusste das noch keiner von uns.

Weiter den Berg hinauf, wir geben Vollgas um den Körper aufzuwärmen. Langsam aber sicher zieht es unsere Gruppe auseinander. Matze und ich voran, Mona und Carsten dahinter. Kurz vor dem Downhill sollten wir uns aus den Augen verlieren, eine Tatsache die den harten Cutoff-Zeiten geschuldet war. Zu V3 hin entwickelt das Rennen einen schönen Charakter. Ich hatte Glück, hatte einen Läufer aus dem Vorjahr an meiner Seite der uns trotz fehlender Markierung auf der Strecke hielt. Über und unter uns streunten die Läuferinnen und Läufer über die Trails des Hochkönigs. Alle auf der Suche nach dem richtigen Weg. Hatte man ihn letztendlich gefunden konnte man den Trail tatsächlich genießen!

Unterhalb des Hochkönigs laufen wir in die dritte Verpflegung ein, hier will  man nichts von den schlechten Bedingungen auf der Strecke wissen, noch das uns der Veranstalter aufgrund unterspülter Wanderwege mehrfach umgeleitet hat und unsere Cutoff-Zeit daher nach hinten versetzt wurde.

Keine Zeit sich daran aufzureiben, die Reserven werden aufgefüllt, es geht weiter Richtung Mühlbach. Ein kurzer Uphill über einen breiten Kiesweg, dann erst durch Nadelwälder und später ätzend lang über Asphalt hinab zur nächsten Verpflegung. Man darf sich die Frage stellen, warum laufen wir an all den Wäldern und Wiesen vorbei statt darüber hinweg? Die Oberschenkel danken es uns nach diesem Downhill. Mittlerweile hat es die Sonne hier und da zwischen den Wolken hindurch geschafft. Zeit an der Verpflegung die Klamotten zu wechseln oder besser gesagt die nassen, langen Klamotten wieder im Rucksack zu verstauen. Noch bevor wir den harten Anstieg am Schneeberg angehen sind wir von der Sonne und den drückenden Temperaturen trocken gebrutzelt. Auf nur 3 Kilometer geht es nun stabile 1.000 Höhenmeter hinauf, direkt unter dem Lift marschieren wir gen Gipfel. Für mich eine dankbare Passage und doch frage ich mich langsam – will man uns bewusst so hart rannehmen? Downhill über Asphalt, Direktanstieg den Berg hinauf? Puha! Egal, ich genieße das warme Wetter, liegt mir voll. Es gelingt mir an vielen anderen vorbei zu ziehen die in der Hitze regelrecht eingehen. Am Schneeberg angekommen treffen wir auf die Läufer eines weiteren Wettbewerbes, doch mehr als einen kurzen Plausch können wir uns nicht erlauben, wir wollen in die Wechselzone bei Kilometer 55. Raus aus den Klamotten und den zerrissenen Socken. Doch zuerst, ha! Wer hätte es gedacht? Downhill auf Asphalt!! Zum zweiten mal bürsten wir an Wald und Wiese vorbei und über harten Belag in Richtung Tal. Wie undankbar, wie schlecht gelöst.

Mona und Carsten noch gut gelaunt 🙂

In Dienten angekommen zittern die Oberschenkel von den schnellen, harten Metern. Dennoch, Matze und ich sind stolz. Jetzt noch 10 Kilometer den Berg hinauf, 10 darüber hinweg und ab ins Tal. Gedanklich sind wir fast schon im Ziel. Doch da hatten wir uns zu früh gefreut. Unserem Triathlet geht langsam die Power aus, egal – wir bestreiten den Wettkampf zusammen. Jacqueline schliesst sich uns an, ein Mädel, hart dass es kracht, absolviert das Event tatsächlich ohne die Hilfe von Stöcken. Ich bin beeindruckt! Zu dritt quälen wir uns den Berg hinauf in Richtung Kreuz. Abwechselnd pausieren wir, warten aufeinander. Teamspirit, Zusammenhalt, Spaß – ja, dafür steht „WeRun4Fun“. Wir Leben diese Werte denn keiner von uns bekommt Geld für eine schnelle Zeit. Zusammen quälen wir uns über den Grat. V7 war weit am Horizont zu sehen, doch dahin kommen? Ha! Eine Ewigkeit. Von dort über den Grat zu V8 hätte ein einzelner Aufstieg sein sollen – 5 oder 6 Anstiege mit in  Summe 450 Höhenmetern sollten es werden. Nicht viel und auch kein harter Trail. Doch nach stundenlanger Quälerei, einer schlaflosen Nacht, einem hitzigen Tag und schwindenden Kräften – da fällt es schwer zu genießen. An V8 angekommen sind wir alle gefrustet. Dieses Event verwandelte sich mehr und mehr zu einem Albtraum. Die Krönung? Der Downhill von V8! Kurz durch den Wald, dann auf Kies und letzten Endes wieder … über Asphalt. Wer hätte es gedacht?!

endlich im Ziel 🙂

Im Ziel angekommen fühlen wir uns taub und leer. Die Freude über ein erfolgreiches Finish schafft es nicht die trüben Gedanken über diesen Lauf zu vertreiben. Der Hochkönigman macht den Eindruck als wolle er bewusst Härte ausstrahlen, dabei lässt er die Möglichkeit aus in vollem Glanz zu erstrahlen. Man glaubt, der Veranstalter wolle dem Läufer mit jedem Schritt über Asphalt aufzeigen wie unerbittlich dieses Event ist, hier kommen wir nochmal kurz zurück zum Start. 200 Läufer haben sich auf den Weg gemacht. 100 kamen an. Wir selbst raten daher von einer Teilnahme ab. Andere Events sind empfehlenswerter weil schöner, besser organisiert und (und das ist das wichtigste) um einiges besser zu genießen!

das haben wir uns verdient 🙂

Natürlich, dieser Bericht ist absolut subjektiv und andere mögen meiner Sicht der Dinge widersprechen. Euer gutes Recht und jedem seine Meinung. Ihr dürft nächstes Jahr wieder starten, uns zieht es auf andere Trails.  😉

 

Gerne freuen wir uns auch in den Kommentaren über eure Erfahrungen 🙂

 

 

Pro:

–          Wunderschöner Abschnitt an der linken Flanke des Hochkönigs. Wellige Trails, spitze zu laufen!

–          V6 bis V8, den Berg hinauf und über die Hügel und den Grat hinweg – leider geil, zu schade das man bis dahin schon 70km in den Beinen hat und es kaum mehr genießen kann.

–          Interessantes Iso, schmeckt erstaunlich gut, schlägt ein wie eine Bombe – Kompliment!

 

 

Contra:

–          Streckenmarkierung nach Regen mangelhaft und teils unauffindbar.

–          Keine Vorläufer die Streckenabschnitte prüfen und/oder ausbessern/nachmarkieren

–          Nicht eingewiesenes Personal an den Verpflegungen – Informationen über fehlende Markierungen
wurden mit Schulterzucken abgetan.

–          Keine medizinische Verpflegung on Trail, nur an Verpflegungsstellen.

–          Viel unnötiger Asphalt.

–          Viele Höhenmeter in nicht alpinem Gelände (Grashügel, Verschwendung!)

–          Schlechte Kontrolle der Pflichtausrüstung!

 

by Daniel B.

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