Eiger UltraTrail – 2019

Eiger UltraTrail – härter als die Nordwand solo, so wirbt der Veranstalter für sein Rennen. Und ich musste dieses Wochenende schmerzhaft spüren wie hart die Nordwand sein kann…

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Eigentlich stand der Eiger E101, dieses Jahr gar nicht auf meiner Racelist…
Aber nachdem der ZUT dieses Jahr wegen Gewitter verkürzt wurde musste ich meine Quali für den WesternStaates woanders erlaufen.
Glücklicherweise bekam ich über die Tauschbörse auf FB noch 3 Startplätze für den, innerhalb von Minuten, ausverkauften Lauf.

Anreise nach Grindelwald

Da wir Teil einer kleinen Doku über Trailrunning im SFR und nächstes Jahr auch in 3sat sein durften, fuhren wir schon Donnerstag Abend los um nicht Freitag die ganze Strecke fahren zu müssen und etwas früher vor Ort sein zu können .

Zusammen mit Sabine, David und Dome reisten wir, mit einem Zwischenstop in Feldkirch, nach Grindelwald in unser Quartier.
Die Downtone Lodge, ein echter Geheimtipp!!, 3 Gehminuten vom Start/Ziel Bereich entfernt und für nur 45,-€ pro Person und Nacht. Gut man hat kein eigenes Bad sondern pro Gebäude ein Gemeinschaftsbad aber was braucht man schon groß bei einem Lauf?
Was zu schlafen reicht vollkommen 😉 und das Frühstück wurde am Racetag sogar schon ab 2:30 Uhr serviert.

Start zum E101

2 Uhr klingelte der Wecker, eine kurze Nacht war rum und ein langer harter Tag sollte uns bevorstehen…
Aufstehen, Frühstücken, Material- und Wetterchek, alles passte für ein tollen Tag.
Pünktlich um 4 Uhr morgens wurden wir auf die Strecke losgelassen 🙂

So sehr ich mich auf den Lauf gefreut hatte, so schnell wurde ich nach dem Start enttäuscht, ich kam nicht ins Rennen….
Ich wurde nicht richtig wach, der Körper „fuhr“ nicht richtig hoch, die innere Stimme fragte sich wahrscheinlich nur „was willst du gerade von mir“….
Das Problem hatte ich nachts schon öfter, aber morgens…
Eigentlich dachte ich noch „Perfekt, Start um 4 Uhr da kannst nachts doch noch davor schlafen und kommst nicht unbedingt in die nächste Nacht hinein“

Aber so musste ich schon schnell meine Wunschzielzeit von um die 17h rum ad acta legen und schauen das ich mich einfach zuerst mal in den Tag rein rette….

Während wir 4 die ersten Schritt auf Asphalt, raus aus Grindelwald, noch zusammen liefen, so machten sich Felix und David nach dem kleinen Stau vor dem ersten SingleTrail auf um ihr Tempo zu laufen.

So war ich zu diesem Zeitpunkt echt froh, dass Dome auch mit dabei war um mich wenigstens an ihn hängen zu können, da ich, besser der Kopf, bereits jetzt schon keine Lust mehr hatte und nicht nur kleine Gedanken an eine Aufgabe vorhanden waren…

Als wir die erste Vp erreichten kam auch so langsam auch die Sonne hinter den Berggipfel hervor 🙂
Ich fasste wieder etwas neuen Mut, in der Hoffnung das Tief der Nacht überwunden zu haben und nun endlich in meinen Tritt zu kommen…
Leider war dem nicht so, zwar lief der Downhill auf der Schleife, um den First, noch recht gut aber auf dem Aufstieg fielen mir immer wieder die Augen kurz zu…
So hatte ich zu diesem Zeitpunkt sogar Problem an Dome dran zu bleiben, ganz zu schweigen von dem Wunsch einfach aufzuhören und in die Lodge zurück zu gehen….

Aber irgendwie kamen doch die Km zusammen und so wurden wir nach gut 23 Km am First, zum zweitenmal von Sabine, an V3, erwartet.
Kurz das Wasser und TailWind aufgefüllt , ein paar Chips und Nüsschen genascht, verabschiedeten wir uns von Sabine und machten uns auf zum höchsten Punkt des Rennens, dem knapp 2.700 Meter hohem Faulhorn.

Endlich wach

Es wurde ja auch Zeit….
Endlich „fuhr“ mein Körper mal hoch und die Müdigkeit verflog. Wie auf ein schlag lief es deutlich einfacher 🙂
Aber so gut es bei mir nun lief, solch Probleme hatte Dome mit der Höhe :/
So musste er, das letzte Stückchen, hoch zum Faulhorn nun etwas kämpfen.
Aber wir kamen dennoch oben an.
Wir verpflegten uns, auffüllen der Flasks war an dieser Stellen, da hier alles per Heli nach oben gebracht wurde, nicht erlaubt.
Trotzdem konnte man sich ausreichend versorgen und es war auch auf die ganze Strecke gesehen für ausreichend Flüssigkeit gesorgt 🙂

Mit Erreichen des Faulhorns war gut 1/3 der Strecke geschafft. Zwar mit knapp 7,5h weit hinter den eigentlichen Erwartungen, aber die haben sich nach dem Start ja sowieso komplett geändert.
Einzigstes Ziel war es nun die Qualizeit (unter 22 Stunden) für den Western Staates zu erreichen.
Und mit 7:21:29h Laufzeit für ca. 1/3 war hier keine Luft mehr…..

Eine schwere Entscheidung….

Also musst eine für mich in dem Augenblick schwere Entscheidung her…
Um die Zeit noch zu erreichen musste ich das Tempo erhöhen, was aber auch bedeutete mich von Dome zu trennen….
Was mir zu diesem Zeitpunk alles andere als leicht fiel, wäre ich ohne ihn zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon nicht mehr im Rennen….
Ich redet kurz mit ihm, ob es für ihn ok ist wenn ich etwas schneller laufe und ob bei ihm auch alles ok sei, bis auf die Probleme mit der Höhe.
Er bejahte und ohne zu überlegen schickte er mich los :), Danke!
Während Dome sich noch etwas Zeit an der VP nahm begann für mich nun endlich das Rennen, so wie ich es mir vorgestellt hatte…

Ein gut 20 Km langer Downhill, welcher immer wieder von kurzen, teils knackigen Anstiegen gespickt war stand an.
Die Beine waren ja noch recht frisch also versuchte ich Zeit gutzumachen und mir ein wenig Puffer für die 2. Hälfte zu erlaufen….

Während des Downhills hatte man teils grandiose Ausblicke auf den türkisenen Brienzersee 🙂 Einzigartig dieser Ausblick!!
Auf meinem Weg bergab stieß ich dann auf Stefan und Thorsten von TrailRunning24.de, welche die 51Km Tour auf sich genommen hatten 🙂
Dank den beiden wurde der Downhill welcher neben schweren ausgesetzten Passagen bis hin zu breiten Forstwegen alles zu bieten hatte ein recht kurzweiliges Erlebnis 🙂

Kurz vor der großen VP – Burglauen lief ich auf unseren Teampartner Sebastien auf, welcher so wie wahrscheinlich alle anderen und ich auch, unter der immer größer werdenden Hitze zu leiden hatte…
Was auch nicht gerade erleichternd war, die Wege waren Staubtrocken und der feine Staub wurde von den vorherigen Läufer/innen aufgewirbelt.

Halbzeit

In Burglauen wartete Sabine wieder auf das komplette Team, Auch David und Felix mussten sich der Hitze beugen und hatten eine etwas längere Verschnaufpause eingelegt.
Zwar hätte ich dies auch zu gerne gemacht, aber die Zeit hing mir im Nacken…
Mit nun gut 10:30h Laufzeit und etwas mehr als der Hälfte der Strecke, hatte ich zwar einen „kleinen“ Puffer auf mein MUSS-Ziel erlaufen können, aber es galt leider noch gut über 3.000 HM zu bewältigen.

Nach kurzem Auftanken, verliesen wir zu 3. die V und machten uns auf in das Schlüsselstück. Die 2 Anstiege: zuerst nach Wengen und dann hoch zum Männlichen.

Ich setzte nun alles auf eine Karte, stand und stehen diese Saison schon und noch genug Läufe an wollte ich nicht noch einen weitern laufen „müssen“
So versuchte ich eine meiner Stärken bestmöglich zu nutzen, schnell bergauf gehen. Jedoch bemerkte ich schon während des Weges nach Wengen, dass es nicht einfach werden würde, den so langsam machten sich die 4Trails von vorheriger Woche und die doch zügige Pace seit dem Faulhorn etwas bemerkbar….
Zwar kam ich noch einigermaßen gut nach Wengen aber auf dem, teilwiese extrem steilen Anstieg hoch zum Männlichen zog es mir den Stecker.
Nachdem die Baumgrenze erreicht war waren wir direkt der Hitze und der Sonne ausgesetzt…


Ich musste immer wieder kleine Verschnaufpausen einlegen, die Kraft schwand und auch mental wurde ich immer leerer….
Fast 2 Stunden kostet mich der Aufstieg zum Gipfel. Aber scheinbar ging es nicht nur mir zu diesem Zeitpunkt nicht so gut bzw hatte nicht nur ich unter der Hitze zu leiden…
War doch bei den Medicals fast mehr los als wie an der VP, neben Läufer/inen welche erbrechen mussten wurden die andern mit Infusionen versorgt.

Aufgeben? Einfach alles Hinschmeißen?

Diese Gedanken waren gerade stärker denn je in meinem Kopf…
Nach etwas Cola kam nach dem langen Anstieg ohne Verpflegung zwar wieder etwas Kraft in den Körper zurück, jedoch war eine Leere in mir wie ich es bis dato noch nicht einmal bei den 100 Meilen hatte….

Seit Burglauen rechnete ich immer mit 5km in einer Stunde was ich Laufen musste um meine Quali für den WSRE noch zu erreichen.
Aber nach 6/7 Km in knapp 2 Stunden ist dieses Ziel wieder etwas weiter in die Ferne gerückt.
Aber mit noch gut 7,5h für die letzten knapp 35 km und um die 2.000 Hm nicht unmöglich.

Also ab in den Downhill, auf welchem ich es etwas „laufen“ lassen konnte, komischerweise war ich zwar nicht mehr wirklich frisch und metal total leer, jedoch war die Muskulatur noch so gut das ich bergab locker joggen konnte und wenigstens nicht gehen musste 🙂

Auf dem Weg zur kleinen Scheidegg, musste ich leider erfahren das auch David der Hitze Tribut zollen musste und sich auf dem Männlichen übergeben hatte… Er und Felix, welcher die letzten Wochen viel krank und angeschlagen war, beendeten ihr Rennen leider hier….

An der VP „Kleine Scheidegg“ wartet Sabine abermals, eigentlich auf uns alle, aber da David und Felix leider aufgeben mussten und die letzte Bahn um 22 Uhr oder 1 Uhr nachts für, dann nur auf mich.

Während ich froh war ein paar Minuten zu sitzen und zu verschnaufen, füllte sie mir meine Flasks auf, baute mich etwas auf und informierte mich über den Zustand von unseren restlichen Teammitgliedern 🙂

Ein klasse Team

Auf dem Weg von der kleinen Scheidegg hoch zum Eiger Gletscher, rief ich kurz meine Frau an, ich weiß jetzt zwar nicht mehr wirklich was wir gesprochen haben, viel war es auch nicht, aber trotzdem gab es nochmals Kraft ebenso wie die motivierenden Nachrichten vom restlichen Team welches daheim online mitfieberten, um den Aufstieg zum Eigergletscher zu schaffen 🙂

Oben angekommen war es auch Zeit für die Stirnlampe, welche ab 21:30 getragen und eingeschaltet sein musste.

Noch ca. 20 km davon ein langer Downhill ein kleiner und ein etwas länger Anstieg in 4:20h so langsam glaubte ich dran es heute trotz dem großteils, für mich, besch…… Rennen doch noch einigermaßen gute Ende nehmen könnte 🙂
Aber 20 km und um die 1.000Hm sind trotzdem noch ein weiter Weg….

Mitten im Abstieg verließ mich meine Garmin, der Akku war leer….
Hatte ich sie, nachdem ich eigentlich mit einer Zeit um 17 Stunden geliebäugelt hatte nicht auf die Lange Laufzeit eingestellt sondern auf sek. genaues tracking….

Hier bekam ich dann nochmals ein mulmigen Gefühl…
Hatte ich ja jetzt eigentlich nur noch die Km Schilder welche alle 5 km kamen zur Orientierung….
Gott sei dank war Marc daheim noch wach und wurde somit zu meinem 3. Auge, über den GPS – Sender und die Datasport App konnte er mir immer ungefähr, ganz genau hat es nicht gestimmt, bescheid geben wo ich mich gerade befinde.

Dann kam einer der Augenblicke, warum ich mitunter unseren Sport so liebe 😀
Neben den Anfeuerungen von meinem Team bekam ich noch weiter aufmuntertete und anfeuernde Nachrichten aus der Community 🙂
Danke hier mal an alle welche mit uns mitgefiebert haben!!

Schusssprint(chen)

Noch einmal knapp 100 Hm hoch und runter, dann eine VP nochmals und die 350 Hm die letzte Vp und dann bergab ins Ziel, so sah es zumindest auf dem Postenplan auf, welchen ich auf meinem Handy hatte…
Aber die Eidgenossen hatten noch eine kleine Überraschung parat, den dieser letzte Abschnitt stimmte nicht (gefühlsmäßig) und ich bin mir auch relativ sicher das es in echt auch etwas anders war – leider war zu diesem Zeitpunkt ja die Uhr aus.

Gefühlt waren deutlich mehr Hm am ersten „kleinen“ Anstieg, zum Glück hatte ich aber „Augen“ daheim welche wenigstens noch die Entfernung halbwegs abschätzen konnten.

Dann kam endlich ein Licht im Wald 🙂 die vorletzte VP war in Reichweite 🙂
Nochmals alles auffüllen, ein paar Chips und etwas Cola zur Stärkung und ab in den letzten Uphill.
Aber dieser wollte und wollte nicht enden, zwar war ich mir nach dem Marmorbruch, noch ca. 7Km ins Ziel + dem Aufstieg, sicher ich pack die 22h aber trotzdem bekam ich abermals ein mulmiges Gefühl.

Müsste ich, zumindest gefühlt, schon an Peak sein, so schlängelte sich der weg schier endlos nach oben….
Von Marc kam die Meldung noch: „da kommt gleich ne Spitzkehre und dann bist oben“


So schön die Nachricht war so schlimm war der Blick nach oben…
JA noch eine Spitzkehre, aber die ist ein gutes Stück über mir, gut erkennbar an der Stirnlampe die da oben vorbeihuschte…
SAber so erreichte ich doch noch die letzte Verpflegung, der letzte Berg ist geschafft, zwar schon eine halbe Stunde nach Mitternacht, aber im Augenblick war mir das so Schnuppe, ich war einfach nur überglücklich es jetzt gleich geschafft zu haben 🙂

Finale 🙂

Zwar waren es immer noch über 5k bis ins Ziel, aber das war mir jetzt sch…. egal.
Einfach nur noch ins Tal, ab nach Grindelwald, durchs Ziel, vlt noch duschen und ab ins Bett ich wollte nichts anderes mehr 😉
Kurz vor Ende wurde der Puls aber nochmals hochgetrieben, die Markierung der Strecke versetze mir einen kurzen Schock.
Zwar war an Kreuzungen immer gut der Weg gekennzeichnet, aber die gewohnten Sicherheitsmarkeierungen, sprich wenn 3 km zwischen 2 Kreuzungen sind gab es hier nicht und fehlte mir kurzzeitig.
Kurz war ich mir nicht mehr sicher ob ich in meiner Halbtrance eine Abzweigung übersehen hatte.
Glücklicherweise kam aber gerade da ein Auto die Straße hoch und gab mir grünes licht, ich bin weiter auf dem richtigen Weg 🙂

Dann rein nach Grindelwald, ein paar Meter noch hoch und schon hörte ich ein paar unermüdliche Zuschauer uns anfeuern und auch Sabine, Becci und Felix wartet dort auf mich um die letzten Meter mit mir ins Ziel zu laufen 🙂
Dort kam sogar extra noch meim diesjähriger TAR Partner, welcher die Strecke in unglaublichen 15h gelaufen ist
–> da hab ich mir im September was vorgenommen :/

Und um 01:15:51 Uhr nachts nach gut 21:15h Laufzeit hatte ich den Eiger UltraTrail bezwungen!!!!
Im Ziel war ich überglücklich nicht nur den Lauf und den heute extremen Kampf gegen mich gewonnen zu haben sondern auch noch die Quali Zeit für den Western Staates geschafft zu haben 🙂
Jetzt heiß es erstmals Pause und locker trainieren um dies wieder alles für die nächsten Abenteuer aufzufüllen 🙂

Fazit

Ein toller Lauf, zwar nicht mit der mir bisher gewohnten 1a Markierung (ab und zu wünschte ich mir eine Kontrollmarkierung) jedoch waren die ganzen Abzweigungen immer gut sichtbar.
Die Landschaft rund um den Eiger sucht seines gleichen, einfach ein Traum.
Und auch die Strecke hat alles zu bieten, Asphalt, Forstwege, SingleTrails, Schneefelder, ausgesetzte Passagen… es war alles dabei und lies den Lauf bzw. die einzelnen Abschnitte zwischen den VPs doch recht kurzweilig erscheinen.

Ich komme auf jeden Fall zurück und will den Lauf, der härte als die Nordwand solo ist, nochmals „gut“ durchbringen

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