Eiger Ultratrail 2023 – 101km um die Nordwand

Unsere Sabine hat Ihre Erlebnisse und Eindrücke vom Eiger Ultratrail in Worte gefasst. Viel Spaß beim lesen.

Was für ein Erlebnis! Der Eiger Ultratrail in Grindelwald: 101km / 6700hm mit einem Zeitlimit von 25h.

Wir waren eine kleine Gruppe aus unserem Team WeRun4Fun e.V. und hatten alle ein Ziel: 101km bis zum Ende durchzulaufen!
Am Freitag Nachmittag holten wir die Startunterlagen in der Curlinghalle in Grindelwald ab.
Hier mussten wir auch gleich unseren Laufrucksack, mit der Pflichtausrüstung sowie den Personalausweis, vorzeigen. Es wurde wirklich sehr genau geschaut ob alles im Rucksack war. Als Geschenk vom Veranstalter gab es einen Beutel und ein original Schweizer Taschenmesser.

Am Nachmittag ging es zur Presse-/Medienveranstaltung ins Hotel Eiger. Hier gab es Kaffee und Kuchen und es wurde kurz nochmals erläutert, was diese UTMB World Series, Majors und die verschiedenen Rennen darstellen und was man mit den gesammelten Running Stones machen kann.

Danach kam Ralph Näf, President of the Race Organising Committee and Safety Commission, zu Wort. Er erklärte vor allem die verschiedenen Renndistanzen und deren Verlauf.
Anschließend ging es zur Expo, was natürlich auf so einem Event nicht fehlen darf. Bei 70 verschiedenen Nationen am Start und erwarteten mehreren tausenden Läufern, war diese auch dementsprechend groß mit vielen Ausstellern.

Der Start war morgens um 4.00h. Das Wetter war kühl, angenehme Lauftemperatur. Ein Wahnsinns Lichtermeer durch die Stirnlampen zog gleich vom Start an durch Grindelwald.
Beim ersten Anstieg zur Großen Scheidegg staute es sich auf dem Trail, was sich allerdings auf den folgenden Kilometern gut verteilte.
So langsam liefen wir dann in den Sonnenaufgang.
Wunderschön!

Auf dem Weg hörten wir auf einmal Musik und es gröhlte immer wieder. Dieses Zurufen und Anfeuern kam von unserem Teamkollegen Daniel, der sich 3 mal auf der Strecke positioniert hatte um uns Läufer mental mit seiner Anwesenheit und genialen Musik aus dem Leierkasten von Dominik, für einen kurzen Augenblick von der Anstrengung abzulenken und uns ein Schmunzeln ins Gesicht zu zaubern.
Das war wirklich sehr hilfreich und schön.

Danke für deine Ablenkung und deinen Support.

Kurz vor der zweiten VP in Bort ging es dann in einen Downhill mit 20% Gefälle. Nicht vergessen: hier lächeln für den Photographen. Danach waren die Oberschenkel einfach nur Pudding und wackelig.
Hoch auf den First kam die Sonne dann mehr zum Vorschein. Der Uphill zum First war lang aber auch gut laufbar. Oben angekommen begrüßte uns Daniel schon mit seiner Musik und machte für alle mächtig Stimmung, was auch gut von den anderen Läufern angenommen wurde.

Über ein Gitter laufend, unter uns einfach nichts, nur Abgrund; was für ein Gefühl, der absolute Hammer. Die VP in First war sehr reichhaltig mit Getränken und Speisen. Der Ausblick auf die Jungfrauregion, ein absoluter Traum und dann auch noch bei dem Wetter.
Was für eine Sicht wir hatten, gigantisch.

Danach ging es sehr schöne flowige Trails bis zur VP Feld, anschließend hoch zum Faulhorn.
Hier war es dann schon richtig warm, einige hatten schon mit der Hitze zu kämpfen.

Das Faulhorn war der höchste Punkt des Rennens, auf 2700hm.
Oben angekommen ging es durch DAS Tor hindurch, welches man auf unzähligen Videos des Eiger Ultras immer sieht.
Nochmals kurz nach diesem knackigen Uphill an der VP gestärkt ging es dann in einen wunderschönen, abwechslungsreichen Downhill. Leider haben nicht alle Wanderer hier mit Verständnis auf das Rennen reagiert aber nicht schlimm, wir Trailrunner sind da ja flexibel mit Ausweichmanövern.

Weiter ging es in der Mittagshitze Richtung Schynige Platte, wunderschöne Aussicht auf den Brienersee. Danach in den Downhill Richtung Burglauen, also der Hälfte der Strecke, wo unsere Dropbags auf uns warteten zum Auffüllen der neuen Gels, Saftschorle und was jeder individuell noch so braucht für weitere 52 Km.

Da das Wetter sehr sonnig war, einer unseres Teams mit dem Kreislauf Probleme hatten, der andere mit Knieproblemen gekämpft hat und ein anderer einfach einen nicht so guten Tag erwischt hatte, sind hier bei Km 52, zwei unserer Teamkollegen in Grindelwald durchs Ziel als Finisher der 54km Strecke und einer aus akuten gesundheitlichen Gründen direkt in Burglauenen ausgestiegen.

Für uns anderen drei ging es dann bei brütender Hitze in den Uphill den Männlichen hoch, was in Zahlen heißt, 1000 Höhenmeter am Stück hoch, in der knallenden Sonne. Für Markus, meinen Teamkollegen ein echt hartes Stück, da er bei Km 45 einen Sturz hatte, wobei einer seiner Carbonstöcke zu Bruch ging. Nicht gut für den Uphill. Er hatte dann nochmals einen Sturz vor der Hälfte des Laufes, wo er sich eine Rippe angebrochen hat und die Anderen geprellt hat, wollte es aber unbedingt durchziehen.
Wir hatten uns dann entschieden, nachdem wir uns auf der Strecke getroffen hatten, das Ding gemeinsam zu finishen und uns gegenseitig zu unterstützen; was uns auch gut gelungen ist.

Oben auf dem Männlichen angekommen fingen bei mir Magen und eintretende Übelkeit an.
Eine kurze Überlegung hier aufzuhören kam mir in den Kopf, allerdings habe ich mir dieses Event monatelang mental im Kopf durchgespielt und auch am Tag der Abholung unserer Startunterlagen habe ich mir das Ziel so angeschaut und gedacht, mal sehen, ob ich morgen irgendwann durch dieses Tor laufen darf, ich wollte es so sehr.
Auch hier wieder Daniel , der mir Mut zugesprochen hat und meinte, dass es kein Grund für einen Rennabbruch ist.
Deshalb, einen Tee getrunken, versucht was zu essen und weiter ging es. Hier waren es noch 34km bis zum Ziel. Das monatelange Training und die ganze Zeit, die man in so einen ereignisreichen Wettkampf steckt, sollte nicht umsonst gewesen sein. Also Krönchen richten und weiter ging`s.

Wir kamen an die nächste Verpflegungsstation und bekamen hier schon von den Helfern erzählt, dass ein Drittel der Läufer das Rennen beendet haben, das war bei Km 81. Alle der Helfer, der Bergwacht und des Ärzteteams haben uns immer herzlich Willkommen geheißen und sich sehr um uns Läufer bemüht. Eine wirklich tolle und ausgezeichnete Versorgung an jeder dieser 13 Verpflegungsstationen. DANKE dafür!!!!

Ab hier haben Markus und ich dann unsere Stirnlampen aufgesetzt und das Refletorband am Rucksack befestigt, so wie es ab 21.30h vorgeschrieben war.
Nun ging es über die Moräne des Eigers hoch zum Eigergletscher. Gänsehaut pur, bei Nacht, nur mit Stirnlampe, an diesem, mich so beeinduckenden und Respekt einflösenden​ Bergmassiv, hier laufen zu dürfen, ein absoluter Traum. Auch die ganzen Stirnlampen in der Nacht entlang des Eigers zu sehen, was für ein Bild, beeindruckend!!!

Von hier aus ging es stetig bergab, bergab, und nochmals bergab um dann wieder Richtung Pfingsegg die letzten 400hm nochmals bergauf laufen zu dürfen, sonst wäre es ja auch nicht so spannend gewesen. Nach Pfingstegg ging es dann 4,5km auf asphaltierter Straße hinunter, schön für die Oberschenkel. Durch eine beeindruckende Schlucht auf die letzten Kilometer Richtung Ziel. Weil es auch so schön war mit den Höhenmetern, ging es kurz vor dem Ziel in Grindelwald vom Tal hoch zum Dorfplatz. Jetzt nur noch 1 Km bis zum Ziel!!!

Es gab doch noch vereinzelt Zuschauer, nachts um kurz vor 3.00h auf der Straße sitzend, laufend oder wartend, die uns dann noch angefeuert und geklatscht hatten. Eingebogen auf das Eventgelände, zuerst eine Holzrampe hoch um sie anschließend wieder noch steiler hinunter zu joggen, auf den roten Teppich, ab hier war Gänsehaut Programm. Mit Markus dann gemeinsam durch den Zielbogen gelaufen, nach 22:56:48.

Was aber noch viel schöner und intensiver als Moment in meinem Kopf ist, dass alle vom Team im Ziel standen und auf uns gewartet hatten, nachts um kurz vor 3.00h. Wahnsinn, was für ein tolles Team, ich bin so dankbar und glücklich, dass ich solche Menschen und Mitstreiter bei solchen Events aber auch im Privaten bei mir haben kann und darf.

Danke für alles, Ihr seid absolut spitze!!!

Was für ein Erlebnis, selbst Wochen danach kann ich es kaum begreifen, was mein Körper da geleistet hat. Tränen der Dankbarkeit kommen mir immer noch hoch beim Anschauen der Bilder. Dankbarkeit für diese Chance diesen Lauf überhaupt laufen zu dürfen, Dankbarkeit an meine Familie und Freunde für ihr Verständnis und Unterstützung bei meinem Training und unendliche Dankbarkeit an die Unterstützung von Markus unterwegs.

Text und Fotos: Sabine

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