ING Night Marathon Luxembourg – 27.05.2017
Meine Premiere als Pacemaker beim Luxemburg Marathon UND warum es schlimmeres gibt als ein DNF….
Eigentlich gibt es für einen Läufer nichts schlimmeres, als ein DNF („did not finish“). Auch ich dachte dies bisher. Leider musste ich vergangenes Wochenende schmerz feststellen „Es geht doch schlimmer“….
Aber erstmal von Anfang an 😉
Im Februar schrieb mich Martin („Der Moselrunner“) an, ob ich nicht Lust hätte am 27.05. in Luxembourg beim Marathon mitzulaufen, da ein Bekannter von ihm die Zugläufer organisiert und noch jemand für 3:29h benötigt wird.
Nach kurzem Überlegen, zum einen ist es kurz vor dem ZUT und zum anderen ist 3:29h auf diesem welligen und kurvigen Kurs nicht so einfach wie es scheint, sagte ich ihm dennoch zu.
Die Anreise
Eigentlich wollte ich schon am Freitag vor dem Marathon anreisen und mir am Samstag noch von Martin Trier zeigen lassen. Leider klappte dies nicht, da ich Samstag dann doch noch arbeiten musste…
So machte ich mich am Samstag nach der Arbeit, um 12 Uhr, gleich auf den Weg in Richtung Luxemburg. 450 Km standen zwischen dem Lauf und mir und es war, laut Medien, ein riesiges Stauwochenende vorhergesagt. Jedoch hatte ich Glück und kam ohne Probleme durch. Zwischendurch gab es einen kleinen Stopp. Leider nicht wie gewünscht eine Portion Spaghetti, sondern „nur““ Pommes, aber man nimmt was man bekommt.
Weniger Glück sollten wir mit dem Wetter haben. Für Außenstehende zwar nicht im negativen Sinne, für uns Läufer jedoch schon…
In Luxemburg angekommen. zeigte das Thermometer Temperaturen jenseits der 30° Marke und so fühlte es sich auch an, als ich aus dem klimatisiertem Auto ausstieg. Man lief gegen ein Wand!
Letzte Vorbereitungen
Als ich auf die Marathonmesse kam, gab es ein Feeling wie beim Marathon in NewYork.
Ein Strom an Menschen zog sich durch die Expo-Area, überall saßen und schliefen Läufer/innen, um sich noch etwas zu schonen. Ein Stock tiefer lief ich durch die Zielhalle. Gigantisch was hier auf die Beine gestellt wurde.
In der nächsten Halle war dann auch die Startnummernausgabe.
Als ich nach der Startnummer fragte, wurde mir gesagt, dass die Ausgabe eigentlich nur bis 16 Uhr sei, in der Zwischenzeit war es jedoch schon nach 16:30 Uhr. Jedoch wurde mir trotzdem geholfen, denn durch mein „Pacer-Image“ bekam ich meine Unterlagen gesondert, auch wurde gleich gedankt, dass ich beim Event mithelfen wollte 🙂 Den Dank gab ich gerne zurück, da ja nicht ich als Pacer helfe, sondern vielmehr die ganzen Leute drum herum!
Wir Zugläufer durften uns in einem separaten Raum umziehen und gleich stellte sich die Frage, wer aus der 3er Gruppe jeweils mit der Fahne laufen wollte. Da sich bei den 3:29h Läufern keiner meldete, übernahm ich den Part. Ich dachte, im Training läufst auch immer wieder mit Rucksack also wird es hier auch gehen. Dass es jedoch nicht so sein sollte, spürte ich später.
Der Start
Auf dem Weg hin zum Start wurden wir schon von vielen Läufern begutachtet und angesprochen, mit welcher Taktik wir laufen wollten. Es war schon ein tolles Gefühl, aber auch gleichzeitig wuchs mein eigener Druck, diesen Job auch gut zu erfüllen.
Um Punkt 19 Uhr fiel der Startschuss. Leider war es immer noch sehr, sehr heiß, so lief der Schweiß noch schneller, als wir Läufer.
Da die Strecke zwar dauernd wellig, aber bis km 30 dennoch vom höchsten an den tiefsten Punkt verlief, wollten wir bis dahin in etwa 4 Minuten Vorsprung auf die eigentliche Zugzeit herauslaufen.
(eigentlich ist die Aufgabe so gleichmäßig wie möglich zu laufen, was jedoch bei diesem Kurs alles andere als möglich ist)
Schon schnell merkte ich, warum Martin (Der Moselrunner) so von diesem Lauf schwärmt!
(:Ist wirklich der geilste Marathon in Europa!) Scheinbar die ganze Stadt war auf den Beinen und an der Strecke, überall standen Eltern mit ihren Kindern an der Strecke und feuerten uns Läufer an.
Für die kleinen war es das Größte, mit den Läufern abzuklatschen und einige versuchten auch immer wieder mit Thomas mitzuhalten, dem Ballonläufer. Aus jeder Ecke schallte es „Allez Allez“
Auch hatten einige Bewohner „Mitleid“ mit den Läufern und standen mit ihrem Gartenschlauch an der Strecke – Wie gut diese Abkühlung doch tat.
Im Zentrum rund um den Stadtpark war am meisten los, an so viele Zuschauer auf einem Fleck kann ich mich nichtmal in NY erinnern. Jedoch lies dies auch dazu verleiten, etwas zu schnell zu werden, doch einer aus unsere 3er Gruppe behielt immer die Uhr im Auge, um im „Fahrplan“ zu bleiben 🙂
Halbmarathon Ade
Bei ca. Km 16 trennte sich die Strecke der Halbmarathonis und der Marathonis.
Was auf der Strecke gleich zu einer deutlichen Erleichterung des Platzes führte. Zum einen machte es das Laufen etwas leichter, weil wir eine bessere Linie laufen konnten und zum anderen wurde es merklich besser, an den Versorgungsstationen zu trinken, da nicht mehr so viele unseren Laufweg „blockierten“.
Da es auch so heiß war, war es auch keine Option eine Versorgung mal auszulassen. Im Gegenteil: An jeder Station hieß es, so viele Becher mit Wasser (über den Kopf) und Iso zu schnappen, um den Flüssigkeitshaushalt wenigstens ein wenig im Lot zu halten.
So langsam merkte ich auch, dass es heute kein einfacher „Job“ werden sollte, die 3:30h ins Ziel zu bringen.
Zwar kam ein leicht angenehmer Wind auf, was die Temperatur etwas erträglicher machte, was jedoch mehr Kraft kostete, da dieser über die Flagge auch bremste.
Eigentlich hätten wir ja beim Km 20 die Möglichkeit gehabt die, bei den meisten, ungeliebte Flagge abzugeben. Jedoch war ich zu stolz und ehrgeizig dies zu tun und so lief ich weiter mit ihr, später noch mit bösen Folgen.
Bergauf
So langsam näherten wir uns Km 32, dem Punkt ab dem es so gut wie nur noch nach oben ging.
Zuvor liefen wir noch im „Tal“ am Fluss Petruss vorbei, wo ein tolles Lichtermeer für die Läufer aufgebaut war. Bei uns in der Dämmerung war dies bestimmt noch nicht ganz so spektakulär, als für diejenigen, die im Dunkeln hier durch durften.
Leider wurde auch der, vorhin noch, angenehm kühle Wind jetzt zu einem lauwarmen Lüftchen..
Und nun bereute ich es vorhin zu ehrgeizig gewesen zu sein und die Fahne nicht abgegeben zu haben….
Auch wären Salztabletten an diesem Tag mehr als nötig gewesen…
Langsam merkte ich wie die Muskeln langsam aber stetig nicht mehr wollten. Keine gute Mischung bei dem stetigem Bergauf…
Ich versuchte einfach an jedem noch so kleinen Bergab-Stückchen ein paar Schritte Vorsprung zu erlaufen, um beim Bergauf einen Ticken langsamer machen zu können.
Inzwischen schon fast auf der Zielgeraden angekommen, ging es nochmals die John F. Kennedy Straße nach oben. Wir hatten noch knapp 2 min Vorsprung und lagen also voll im Soll, wurde es immer schwerer die Pace zu halten und da merkte ich, leider, schon das es die restlichen KM sehr schwer werden würde……
Aber weiter kämpfen und den Job erledigen, der Kopf blieb stark 🙂
Bitterer als ein DNF
Eigentlich hatten wir bzw. ich die letzte Steigung schon geschafft. Die letzte Versorgung und der Peak waren schon zu sehen. Da passierte mir leider das bis jetzt Dümmste, was einem Läufer nur passieren kann: Der linke Oberschenkel machte zu…
So musste ich leider Matthias und Michael ziehen lassen damit sie unseren Job noch zu Ende bringen konnten. Mit 3:29:53 kamen sie auch perfekt an.
Ich musste erst kurz stehen bleiben, trank kurz 2 Becher Cola an der Versorgung und lief dann noch ins Ziel. Leider blieb die Uhr bei mir mit 3:32:23 stehen.
Somit konnte ich den phänomenalen Zieleinlauf in der Halle nicht wirklich genießen, zu groß war jetzt schon die Enttäuschung, nicht pünktlich ins Ziel gekommen zu sein.
Als ich von der PERFEKTEN Punktlandung von Matthias und Michael erfuhr, war die Enttäuschung ungleich größer…
Wie toll wäre es gewesen, beim ersten Mal Zugläufer auf einer so anspruchsvollen Strecke in einer nahezu perfekten Zeit ins Ziel zu kommen….
Zu diesem Zeitpunkt fühlte es sich viel schlimmer an, als das DNF, welches ich in Ulm bei den 100 Km hatte…
So kurz vor dem Ziel eine Niederlage zu erhalten, war nicht schön, auch wenn die Bedingungen, durch das heiße Wetter und die nicht einfach zu laufende Strecke alles andere als optimal waren.
Froh bin ich, dass wenigstens der Rest der Gruppe das Ziel rechtzeitig erreicht haben.
Auch Micha, welcher die Zugläufer organisiere, war zufrieden mit mir und hat mich für nächstes Jahr wieder eingeladen.
Da wird dann, sollte es wieder so heiß sein, die Flagge auch bei km 20 abgegeben 😛
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