4Trails – 4. Tag

Der letzte Tag war angebrochen – ich war fast schon etwas wehmütig. So langsam hatte ich meinen Rhythmus gefunden: Aufstehen, Frühstück mit dem Team, Rucksack packen, noch 3-5 mal zur Toilette rennen, die bekannten Gesichter im Startblock: Lena und Katrin natürlich… und dann mit dem „Highway to Hell“ die Berge stürmen. Das hatte schon was. So lief es auch heute wieder ab. Bei leichtem Regen reihte ich mich ins Geschehen ein, plauderte ein wenig mit den Leuten um mich herum – man kannte sich inzwischen und wusste, wer sich während des Rennens vor und hinter einem herumtrieb. Die ersten zwei Kilometer waren recht flach, es ging über Wiesen und Feldwege aus Nassereith heraus.

Mario und Johannes grüßten kurz und ich dachte, wir würden uns sicher im Laufe des Tages noch sehen. Es ging recht eng zu und in den Wiesen hatten sich große Pfützen gebildet. Darum herrschte akute Staugefahr – davor waren wir gestern beim Briefing schon gewarnt worden. Genau deswegen gab es auch einen zweiten Zeitnahmepunkt, nach dem Ort, kurz vor dem Anstieg. Dann ging es recht abrupt und steil bergauf. Ich reihte mich in die Karawane ein und wir zuckelten fröhlich den Berg hinauf. Johannes und Benni waren wohl auf den Matschwiesen schon an mir vorbeigestürmt – sie waren wieder aus Block B gestartet aber sicherlich längst vor mir. Ich ließ es gemütlich angehen, bis zur ersten Versorgung, die nach etwa 6 km auftauchte. Dort wartete schon Johannes auf mich – ich freute mich, ihn zu sehen und hoffte, heute mit ihm mithalten zu können, denn meine Beine fühlten sich etwas schwer an. Zwar nicht so schlimm wie gestern, aber ich konnte noch nicht so recht einschätzen, ob ich das Tempo der letzten Tage würde halten können. Nachdem ich mich kurz verpflegt hatte, liefen wir weiter. Es ging noch ein paar Höhenmeter nach oben, aber nicht mehr so steil und es lief relativ locker – zumindest bei mir. Johannes jammerte ein bisschen, weil er die Zeit, in der er an der Versorgung auf mich gewartet hatte, wohl oder übel mit Essen überbrücken hatte „müssen“ und die Gummibärchen in seinem Magen wohl ganz schön herumhüpften. So wie wir – denn es gab jede Menge Matsch und Pfützen.

Da holten wir uns ordentliche Schlammstiefel und bogen auch einmal ein wenig zu früh ab, sodass wir mitten durch den Sumpf hüpfen mussten, um auf die markierte Spur zurückzukommen. Dort war es allerdings nicht viel besser und der Regen wollte auch nicht aufhören. Immer wieder gab es auch kurze Bergab-Passagen. Es fröstelte mich ein wenig aber ich war zu bequem, um meine Jacke auszupacken. Ich hoffte, mir würde bald wieder warm werden. Am höchsten Punkt machten wir noch kurz ein Foto, dort wurden wir auch wieder kräftig angefeuert, das wärmte sozusagen von innen. Dann ging es auch schon wieder runter. Zunächst etwas technisch, über das recht rutschige Gestein. Später wurde es dann sanfter, mit mehr Wiesen und weniger Geröll. Ich ließ es ein wenig laufen und spürte meinen Muskelkater kaum noch.

Es dauerte auch gar nicht mehr lange, bis das „15 km to go“ Schild auftauchte, und dann, nach einigen Hügeln und Treppen schon die zweite Versorgungsstelle. Doch kurz zuvor passierte leider direkt vor mir ein Sturz: Gabriele Pauli, die in den letzten Tagen stets die Women Senior Master Kategorie gewonnen hatte, rutschte aus, als sie sich unter einem über dem Weg liegenden Baumstamm durchgucken wollte – und fiel auf Seite und Oberschenkel. Ich rief sofort eine Warnung nach hinten durch und versuchte, ihr aufzuhelfen. Zum Glück war sie glimpflich davongekommen – vermutlich nur eine heftige Prellung. Tapfer rannte sie weiter. Es waren noch etwa 10 km bis zum Ziel – und dem Ende der 4Trails… Ich dachte an die letzten Tage und die tollen Trails – und genoss diesen noch in vollen Zügen. Sogar die Sonne ließ sich wieder blicken und ich war endlich wieder schön warm.

Leider ließ mein Akku so langsam nach und ich ließ Johannes davonziehen – ich musste Energie sparen. Er hatte sich sowieso schon gewundert, warum ich es bergab nicht mehr laufen ließ. Trotzdem hatte ich ihn immer im Blick und gab mir alle Mühe, dranzubleiben. Noch 4 Kilometer – das musste doch zu schaffen sein. Ich freute mich aufs Ziel und biss auf die Zähne. Wir kamen schon in eine Ortschaft, vermutlich schon Imst. Die Unterstützung der Zuschauer tat mir gut. Es kam noch ein letzter, unverschämt steiler Anstieg. Ich fluchte innerlich. Johannes hingegen bekam einen richtigen Energieschub – er raste davon wie von Sinnen – wow, der hatte ja noch Power!

Ich staunte und bemühte mich, in Sichtweite zu bleiben. Es wäre ja schön, auch am letzten Tag gemeinsam ins Ziel zu kommen. Ich war mir fast sicher, dass er ohnehin auf mich warten würde, wollte aber nicht zu weit zurückfallen. Da ging es zum Glück wieder eine Teerstraße bergab – ich nahm die Beine in die Hand und flitzte mit letzter Kraft den Berg hinunter, überholte sogar noch eine Dame und wir waren wieder auf gleicher Höhe. Glücklich und ziemlich k.o. rannten wir gemeinsam die letzten Meter ins Ziel, wo uns Benni und Thomas schon erwarteten. Nachdem wir geduscht und alles versorgt hatten, erwarteten wir unsere Hikerinnen Birgit, Sonja und Sabine und liefen dann – unter der Vereinsflagge – (nochmals) alle zusammen ins Ziel ein.

Die 4Trails waren wirklich eine tolle Erfahrung für mich und ich war wirklich etwas traurig, dass sie nun schon endeten. 4 Tage Trails, jede Menge Spaß, Emotionen und tolle Begegnungen lagen nun hinter mir. Ich bin stolz und glücklich, Teil einer so tollen Mannschaft zu sein. Ohne Thomas, der uns und unsere sieben Sachen immer überall abgeholt und hingefahren hatte, wäre all das gar nicht möglich gewesen – vielen Dank nochmal an dieser Stelle. Ein Hoch auf Werun4Fun!

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