Albtraum100 & ZUT – Corona Edition

 

Was tun, wenn alle Wettkämpfe ausfallen?


Corona. Dieses Wort kann keiner mehr hören. Es hat dieses Jahr für uns alle komplett auf den Kopf gestellt. Auch mein geliebtes Hobby musste ich die letzten Monate etwas anpassen. So blieben mir meist nur meine Hometrails und das nahe Mittelgebirge zum trainieren.

Aber was ist schon ein Training, wenn es kein konkretes Ziel gibt, worauf man hintrainiert?

Deshalb folgte auf die Schnapsidee von Hinnerk, nämlich den Albtraum100 einfach in Eigenregie zu laufen, vier Wochen später der nächste 100er.

Als wir uns diese Idee ein bisschen durch den Kopf gehen lassen haben, klang es auch schon gar nicht mehr so verrückt. Denn wenn man es genau nimmt, ist nicht so vieles anders als im Wettkampf. Man muss sich lediglich gut organisieren zwecks Verpflegung und Strecke. Im Nachhinein hat aber genau das auch richtig Spaß gemacht und gezeigt, wie viel Zeit und Planung hinter sowas stecken.



Mein Gedanke war zuvor, dass es sicherlich schwierig sein wird, sich währenddessen motiviert zu halten, so ganz ohne Wettkampf-Feeling wie z.B. Zuschauer oder die netten Helfer an den Verpflegungsstationen.

Aber genau deshalb bin ich sehr froh, dass ich meine zwei Trail-Freunde Hinnerk und Nanni an meiner Seite hatte. Gemeinsam ist man stark und kann sich gegenseitig (mental) unterstützen.


Aber nun ein bisschen detaillierter zu den einzelnen Läufen:

Bei unserer Albtraum100 Tour sind wir morgens um 10:00 Uhr am 07. Mai gestartet. Die Sonne schien und es war schon angenehm warm. Die originale Startzeit von 4:00 Uhr hat uns nicht gerade mit vielen Vorteilen gelockt. 10:00 Uhr war perfekt, auch für die Öffnungszeiten unserer „Verpflegungsstationen“.

Moment mal… Verpflegungsstationen? Ja genau die meine ich, denn die braucht man ja trotzdem. Nur sehen diese bei einem Trainings-Ultra etwas anders aus als im Wettkampf.



Ich habe mir lange überlegt, wie es sich am besten planen lässt, sich bei solch einem langen Lauf am besten mit Verpflegung zu versorgen. Hauptsächlich ging es uns um Getränke. Es hatte zwar jeder von uns knapp vier Liter Trinken dabei, aber auch dieser Vorrat ist nach einigen Stunden, vor allem bei den Temperaturen, irgendwann mal aufgebraucht.

Also schaute ich auf der Albtraum100 Route, durch welche Ortschaften wir hindurch laufen werden und ob es da Tankstellen oder Supermärkte gab.


Und weil diese Verpflegungsstationen nun nicht immer direkt auf dem Weg lagen, wurden aus 115 km Originalstrecke kurzerhand mal 134 km. Ok…. ich muss zugeben, wir haben uns auch ein paar Mal verlaufen. Einmal sind wir sogar 2 km lang einen Anstieg runter gelaufen, bis uns dann mal aufgefallen ist, dass schon lange kein Schild mehr kam und wir alles wieder hoch mussten. Tja, das gab dann halt extra Höhenmeter 😛

So, nachdem der Albtraum dann Geschichte war, fehlte ja noch ein Ersatz für den ZUT (Zugspitzultratrail). Da kam es leider für uns aus organisatorischen Gründen nicht in Frage die Originalstrecke zu laufen. Auch hier kam Hinnerk nach etwas Recherche wieder auf eine grandiose Idee: wieso nicht einfach den großen Hansjakobweg im Schwarzwald laufen?

Der ist schön, hat knapp 100 km, ist eine Rundstrecke und geht ebenfalls durch einige Ortschaften durch, sodass man sich super verpflegen kann.

Dieses Mal waren wir ja schon geübt, was die Planung im Voraus betrifft und wussten, was wir beachten müssen.



Gute vier Wochen nach unserem Albtraum ging es also auf die Trails vom Hansjakob. Na warum aber eigentlich Hansjakob?

Der Hansjakobweg ist eigentlich eine 5-tägige Rundwanderstrecke, welche vom Pfarrer Heinrich Hansjakob im Jahre 1983 eingeweiht wurde.

Dieses Mal starteten wir um 00:00 Uhr, sodass wir bis zum nächsten Morgen ohne Verpflegungsstation klar kamen. Für uns hieß es aber nicht 5 Tage zu brauchen, sondern am selbigen Tag nicht allzu spät abends wieder anzukommen. Schließlich hatten wir in einem Restaurant zum Pizza essen einen Tisch reserviert.

Zum Sonnenaufgang gab es dann ein kleines Frühstück aus dem Rucksack.

Als wir dann um 9:00 Uhr zu unserer Holzofenbäckerei ankamen, freute ich mich wie ein kleines Kind, als ich mein süßes Stückle mit Kirschen verspeisen konnte 😂🙈
Schnell noch zum Edeka, der zwei Ecken weiter lag, zum Getränke auffüllen und weiter ging’s.

Die Strecke war deutlich anders, als die vom Albtraum. Im Schwarzwald waren die Anstiege steiler und etwas langgezogener, aber insgesamt besser laufbar, weil es mehr breite Wege gab.

Ich hatte etwas Angst, beim Hansjakobweg Halluzinationen zu bekommen, wie beim UTML letztes Jahr im September, da die Startzeit ähnlich war. Zum Glück bin ich dieses Mal aber verschont geblieben 😆🙏🏻



Nachdem wir den Albtraum ganz gemütlich in Chiller-Pace unterwegs waren, um uns zu dritt zu finden und anzupassen, hatten wir beschlossen das Ganze beim Hansjakob etwas disziplinierter und flotter anzugehen, was uns auch sehr gut gelungen ist.

Würde ich so eine lange Kante ohne Wettkampf nochmals laufen?

Ich kann sagen: auf alle Fälle ja! Aber nicht alleine.

Es war eine so unglaublich tolle Erfahrung, die man gemeinsam teilt. So ein Lauf ist immer ein Überraschungspaket, man weiß nie was unterwegs passiert und wer von uns an Tag X eben keinen so guten Tag erwischt.

Es muss also von Anfang an klar sein, dass der „schwächste“ das Tempo vorgibt. Schwach bedeutet aber nicht im Sinne von „der Langsamste“, sondern der, der während des Laufes mit Problemen zu kämpfen oder einfach eine schlechte Tagesverfassung hat. Denn genau sowas kann bei einem 100er schnell passieren und viel ausmachen.

Ich bin sehr stolz auf uns, wie wir es zusammen beide Male gesund ins Ziel geschafft und uns gegenseitig immer super unterstützt haben.

Genau deswegen liebe ich Trailrunning so sehr: man hält zusammen und schafft gemeinsam Großes 💪🏻


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