- Was bedeuted das?
- Was macht es aus dir?
- Und vor allem: „Warum macht man sowas?“
Um die 3. Frage, die permanent (vor allem von Nichtläufer) gestellt wird vorweg zu nehmen.
„Ganz einfach, weil ich herausfinden will, ob ich es kann.“
Der Zugspitzultra ist eins meiner liebsten Lauf - Events.
Bei dem Veranstalter PlanB habe ich ein gutes Gefühl, man kennt sich halt. Bei jedem Lauf lernt man neue Menschen mit ihren Geschichten kennen, da man ja viel Zeit gemeinsam auf den Trail‘s verbringt und somit ins Gespräch kommt.
Es ist eine große Familie, die ZUT Family.
Ich habe beim ZUT, den 28 km, den 68 km, den 89 km und im letzten Jahr den Ultra mit 106 km gemeistert.
Dann wurde die grandiose Idee vom 100 Miles geboren.
Dazu war ein 100 km Berglauf, Max 2 Jahre alt, als Qualifikation notwendig. Durch den EigerE101 in 2023 und den Zugspitzultra 106 km in 2024 war dies für mich kein Hürde.
Nun zu Frage 1: „was bedeutet das?“
In einer langen intensiven Vorbereitung, wird physisch und psychisch alles durchgespielt soweit dies möglich ist.
Laufen bei Kälte, Hitze, Wind, Regen, in der Nacht , Berg Intervalle hoch und runter, laufen bei Ermüdung.
Die deutsche Meisterschaft im Ultratrail in der fränkischen Schweiz, im April 2025, war eine wichtige Erfahrung und Standort Bestimmung für mich.
Auch Mental versuchte ich alle Möglichkeiten durchzuspielen.
„Was mache ich wenn.....“
Ich war überzeugt, dass ich es kann, natürlich, je näher der Tag X kam, kreisten die Gedanken in meinem Kopf und es wurde immer schwerer es auszublenden.
Dazu kam noch, dass meine liebe Freundin Sabine, mit der ich zusammen starten wollte, wegen Verletzung absagen mußte.
Dann stand ich plötzlich kribbelig am Start, von unserem Verein waren noch weitere 5 Teilnehmer dabei, Eva, Ludmilla, Christian, Markus u. Dome.
Pünktlich um 20:00 Uhr der Startschuss, die Highway to hell ist eröffnet und die Zuschauer jubeln uns mit einem unglaublichen Spektakel hinaus aus Garmisch in unser großes Abenteuer.
Jetzt könnte ich seitenweise schreiben, war ja eine sehr lange Distanz. Worauf es aber wirklich ankam, ist dein eigenes Durchhaltevermögen.
Das durch die unglaubliche Kameradschaft deiner Mitläufer-innen, der superfreundlichen Helfer an denVP‘s und der motivierenden Fans auf der Strecke genährt wurde.
Und wer schon einmal einen Sonnenaufgang auf 2000 Meter erlebt hat, weiß alles.
Gänsehaut pur, einfach unbeschreiblich.
Ein sehr sehr steiler Berg in der 60 km Schleife, hat mich technisch an meine Grenzen gebracht und ich habe eine Menge Zeit dort liegen gelassen. Danach bin ich in ein richtiges Loch gefallen, aber wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt irgendwie das Licht im Tunnel, für mich waren das meine Freunde Sabine und Daniel, die mich motiviert und aufgebaut haben. Dies waren unheimliche Momente und Glücksgefühle für mich.
Bei der VP Schloss Elmau war ich dann ohne Ende Müde und immer wieder, wenn ich anlaufen wollte, wurde mir richtig speiübel.
Also ging es nur noch mit schnellem wandern voran. Ich hatte immer genug Zeit Puffer und die cutoffs waren für mich kein Thema.
Beim letzten kernigen Anstieg zum Osterfelder und der Alpspitze, war ich so was von müde und meine Augen suchten laufend ein Plätzchen zum schlafen.
Jetzt hätte ich die Cheering Zone bitter nötig gehabt, die war um diese Uhrzeit leider nicht besetzt.
Als es dann eigentlich nur noch runter ins Ziel ging, ist mir eine in meiner geistigen Umnebelung eine gut beschilderte Abzweigung aus der Optik gerutscht und ich bin falsch bei den Treppen runter.
Als ich es bemerkte, war ich auf der falschen Seite des Berges und ein freundlicher Streckenposten, hat mir die Wahl gelassen wieder hoch zu laufen, auf den richtigen Weg oder der Disqualifikation. (Was ich da gesagt habe und gedacht habe, war nicht jugendfrei. Hiermit entschuldige ich mich bei dem Streckenposten, in dem Moment war ich nicht mehr herr meiner Sinne)
Das ganze Spielchen, hat mich zwar eine ganze Stunde gekostet, durch meine Wut war jedoch die Müdigkeit wie weggeblasen. Es ging also ganz gut den Berg runter ins Ziel, jedoch war ich zu keinen ausschweifenden Emotionen fähig.
Manne war ja selber unterwegs auf dem Ultratrail 106 km, jedoch war meine Freundin Sabine im Ziel und hat mich sehr herzlich empfangen. Tausend Dank dafür.
Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um mir die Frage 2:
„was macht es aus mir“, zu beantworten.
Es macht keinen anderen Mensch aus mir, aber es bestätigt mich.
Ich habe mir einen Traum erfüllt, den nicht jeder nachvollziehen kann.
Trailläufer sind ja keine normalen Läufer ( Menschen?)
Wir helfen einander, wir laufen mit und nicht gegeneinander, wir respektieren uns und die Natur.
Wir genießen den Lauf durch die Berge.
Es war eine unvergessliche Abenteuerreise mit vielen Extremen, wie Hitze, gefährliche Downhills, Müdigkeit usw. und ich bin unendlich dankbar dafür, dass ich dieses Abenteuer erleben durfte.
Letzendlich hatte ich 38:42:43 h,m,s , 167,5 km und 8670 Hm auf der Uhr. Die Finisher Quote beträgt 59%
Bin a bissle stolz auf mich, als älteste Teilnehmerin und Gesamt 7. Frau gefinisht zu haben.