4Trails – 2. Tag
Neuer Tag, neues Läuferglück. Aber zunächst wieder Frühstück. Die Hotelbetreiber waren zwar etwas unwirsch gewesen, aber das Angebot war okay. Der Wirt hatte uns sogar angeboten, uns mit dem Auto mitzunehmen, nachdem er ein paar andere 4Trails Teilnehmer zum Start gefahren hatte und uns losmarschieren sah. Ich fand das aber ganz gut, um wach und warm zu werden. Zudem war es von unserem Hotel nicht weit zum Start. Um Punkt 9 Uhr (nicht wie gestern um 8.55 Uhr wegen eines einfahrenden Zuges und dem zu überquerenden Bahnübergangs) ging es los in der Leutasch.
Das Wetter zeigte sich freundlich, sogar die Sonne ließ sich hin und wieder blicken. Aufgrund meiner relativ guten Platzierung gestern (11. Von 56 Frauen in meiner Altersklasse) durfte ich sogar aus dem 1.Block starten. Das machte mich aber gleichzeitig ein bisschen nervös- ich wollte eigentlich gemütlich starten. Schon gestern war es am Anfang etwas zäh gewesen, bis ich meinen Rhythmus gefunden hatte. Nach dem obligatorischen „Highway to Hell“ fiel der Startschuss – und ich zog los. Heute lief ich mit Lena. Ich kannte sie schon von ein paar anderen Läufen, ursprünglich hatten wir uns in Mehrstetten bei einem kleineren Crosslauf kennengelernt und waren uns seither immer wieder begegnet – so auch hier, kurz vor dem Start heute auf der Damentoilette – wo auch sonst? 🙂 Noch in der viel zu langen Schlange hatten wir beschlossen, heute zusammen zu laufen.
Sie war zusammen mit ihrer Freundin Kathrin bei den 4Trails und deren Vater unterstützte sie als Fahrer und Begleiter. Ich freute mich, heute wieder eine so nette Begleitung gefunden zu haben. Johannes, der aus Block B gestartet war (bei den Männern ist es ja mit den selben Zeiten bekanntlich viel schwerer, eine gute Platzierung zu ergattern), schepperte schon nach wenigen Metern an uns vorbei und blieb in Sichtweite. Ich war etwas verwundert, denn er hatte gesagt, er wolle es heute etwas gemütlicher angehen lassen. Das sah nicht danach aus. Lena und ich blieben ihm auf dem welligen Stück bis zur ersten Versorgung auf den Fersen. Es machte Spaß, im Wald kamen ein paar kleinere Anstiege und auf den Lichtungen hatten wir eine herrliche Sicht auf die Berge. Ich war bester Dinge, plauderte ein wenig mit Lena und genoss den Lauf in vollen Zügen.
An der Versorgung auf der Gaistalalm trafen wir Johannes, stärkten uns ausgiebig, ich schnürte meine Schuhe fester – und, nachdem ich sogar noch vom Filmteam interviewt worden war, ging’s endlich weiter. Und zwar steil bergauf. Der Aufstieg war lange und hart – aber der Blick ins Tal entschädigte für alle Mühen. Wir hingen hinter einer kleineren Gruppe – anfangs wollte ich überholen, dann beschloss ich aber, dass es gut war, etwas zur Ruhe zu kommen und nicht zu übertreiben. Der Berg war schließlich lang. Es gab Geröllfelder und steile Felsen zu überwinden und hochzukraxeln. Ich war wieder mal froh, keine Stöcke dabei zu haben – die hätten mich massiv am Klettern gehindert.
Hut ab, wer die Stöcke sinnvoll einsetzt ohne andere zu behindern. Aber ich musste mich wieder ein wenig über die Leute aufregen, die es nicht taten. Der Typ vor mir ging mir mega auf die Nerven. Einmal bekam ich – trotz reichlich Abstand – seinen Stock ab. Dann löste er mehrere kleine Steinlawinen aus. Es war höchste Zeit, zu überholen. Lena und ich zogen vorbei und stürmten den Gipfel. Dort bestand ich auf ein Foto. Wir atmeten kurz durch, putzten die Nasen (heute lief sie mir irgendwie ständig) – und weiter ging’s.
Erst einmal recht steil bergab, ziemlich geröllig und schwer zu laufen. Wir taten unser Bestes, überholten ein paar Leute und genossen die Aussicht. Alpenrosen und Enzian waren unsere Wegbegleiter – einfach wunderschön. Die zweite und letzte Versorgung an der Neuen Alplhütte befand sich etwa auf der Hälfte des Abstieges. Dort wartete schon Kathrins Vater auf uns – er feuerte uns an und fragte, ob alles ok war. Supernett! Johannes hatten wir unterwegs hinter uns gelassen, er hatte ein paar kleinere Probleme gehabt und dadurch etwas Zeit verloren. Lena und ich kämpften mit ein paar älteren Herren, die uns partout nicht vorbeilassen wollten – scheinbar kränkte sie es in ihrem männlichen Stolz, dass wir zwei Mädels sie überholen wollten. Nunja, mit ein paar lockeren Sprüchen und viel guter Laune und Geschick bahnten wir uns unseren Weg ins Tal.
Die Schilder kamen nun dicht aufeinander: noch 5, noch 4, noch 3, noch 2. Mein Herz schlug höher – bald war es geschafft. Wir liefen in das Örtchen Wildermieming ein und wurden nochmals kräftig angefeuert. Auch anderswo an der Strecke waren wir wieder total nett angefeuert worden. Ein letzter Adrenalinstoß ging durch meinen Körper, als es bergab in Richtung Ziel ging. Lena und ich gaben noch mal Gas. Wir überholten zwei Damen vor uns – sie waren ohnehin nicht in unserer Altersklasse – und kamen, zusammen mit der Regenfront, im Ziel an. Ein Blick auf Lenas Uhr verriet uns, dass wir die 24 km (etwas mehr als angegeben) in 3 Stunden und 29 Minuten geschafft hatten. Etwas weniger als für die gestrige Etappe, aber die war ja auch länger gewesen. So waren wir ein bisschen weiter hinten in unserer Altersklasse, aber mit Rang 13 und 14 immer noch ziemlich gut. Ich war überglücklich und füllte erst einmal meine Speicher auf. Wir suchten unsere Teams.
Benni Klöppel war mit seinem Vater schon zum Hotel gefahren. Johannes marschierte als nächster, etwa 10 Minuten nach uns ein. Dann kam Martin und Lenas Freundin Kathrin. Der Regen war leider stärker geworden, so wurde mir ziemlich schnell kalt und ich war froh, als wir auch bald, nachdem Joshua und Rebecca aus unserem Team angekommen waren, in Richtung warme Dusche abrüsten. Ich hoffte, dass der Regen sich bis morgen verziehen würde und freute mich auf einen entspannten Abend mit Pasta-Party und den Bildern des Tages- die es aber leider in Nassereith, also nicht im heutigen Zielort, sondern im Ziel von morgen, geben würde. Das war für uns mit einigem Organisationsaufwand verbunden und fand ich vom Veranstalter nicht besonders gut überlegt. Aber nun ja, wir hatten nun schon zwei Etappen hinter uns und würden auch diese Herausforderung meistern, da war ich mir sicher.